Abfälle aus dem medizinischen Bereich enthalten immer höhere Anteile an Verpackungen, Grünabfällen und sonstigen, hausmüllähnlichen Abfällen. Falls die Trennung nicht 100 %ig ist, können auch „medizin-spezifische“ Anteile von Infektionsnadeln bis gebrauchten Infusionsbeuteln enthalten sein. Um eine Gefährdung von Personen durch Verletzung, Infektion oder Vergiftung durch Abfälle aus dem medizinischen Bereich zu vermeiden, existieren in den meisten Ländern Richtlinien, in manchen bereits Normen oder gesetzliche Vorschriften. In letzteren wird speziell darauf verwiesen, daß die Möglichkeiten der Abfallvermeidung und der getrennten Sammlung zum Zwecke der Verwertung zu beachten sind, soweit dies aus hygienischen Gründen vertretbar ist. Definition: Unter Abfall aus dem medizinischen Bereich versteht man, Abfall aus Einrichtungen, die dem Apothekengesetz, Ärztegesetz, Dentistengesetz, Hebammengesetz, Krankenanstaltengesetz, Krankenpflegegesetz, Plasmapheresegesetz od. Tierärztegesetz unterliegen, sowie aus medizinischen und veterinärmedizinischen Versuchs-, Untersuchungs- und Forschungsanstalten stammen. Mit besonderer Vorsicht sind Abfälle zu behandeln, die mit Erregern meldepflichtiger übertragbarer Krankheiten behaftet sind und durch die eine Verbreitung dieser Krankheiten zu befürchten ist. Die Gefahr einer Verbreitung ergibt sich aus der Art der Krankheitserreger, nämlich ihrer Ansteckungsgefährlichkeit, Überlebensfähigkeit, des Übertragungsweges, dem Ausmaß und der Art der Kontamination und was sehr wesentlich ist der Menge des Abfalls.
Die ÖNORM S 2104 gibt folgende Krankheiten an, bei denen nach dem derzeitigen Stand des Wissens solche Abfälle entstehen können: Lepra, Milzbrand, Paratyphus A, B, C, Pest (bei Mensch und Tier), Tollwut, Tularämie, Thyphus abdominalis, virusbedingte hämorrhagische Fieber, Brucellosen, Q-Fieber, Rotz, Tuberkulose (aktive Form), Psittakose, Maul- und Klauenseuche, Aids.
Der Hinweis auf die in den Leitlinien für die Abfallwirtschaft in den meisten gesetzlichen Vorschriften der EU, aber auch vieler außereuropäischen Länder verankerten Ziele der Abfallgesetze, nämlich die Vermeidung und Verwertung findet nun auch in der Europäischen Normung entsprechende Beachtung. Mit der Gründung der ENAPSGruppe (Environmental Aspects of Product Standards) soll dieser ökologisch wichtige Aspekt auch in technischen Vorschriften und Richtlinien stärker verwirklicht werden als bisher. Da in Krankenhäusern und Spitälern gerade aus hygienischen Gründen die Abfallvermeidung begrenzt ist, wäre hier eine mögliche Verwertung anzustreben, sofern es technisch und wirtschaftlich praktikabel ist. Voraussetzung für die Rückführung der Abfälle in den Stoffkreislauf (Primär- oder Sekundärrohstoffe, Halb- oder Fertigprodukte) ist aber das völlige Freisein von Krankheitserregern. Nun bietet sich zur Erreichung dieses Zustandes, die gerade im medizinischen Bereich beheimatete und seit vielen Jahrzehnten erfolgreich eingesetzte Methode der Desinfektion an. Wenn man berücksichtigt, unter welch schwierigen Bedingungen und wie lange es gedauert hat, daß sich die Desinfektion im medizinischen Bereich (von Louis Pasteur bis Robert Koch) durchsetzen konnte, ist es vielleicht verständlich, daß diese Methode mißverständlich gewertet, in manchen Fällen sogar überbewertet wird.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1863-9763.1998.06.04 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1863-9763 |
Ausgabe / Jahr: | 6 / 1998 |
Veröffentlicht: | 1998-06-01 |
Seiten 389 - 392
Um unseren Webauftritt für Sie und uns erfolgreicher zu gestalten und
Ihnen ein optimales Webseitenerlebnis zu bieten, verwenden wir Cookies.
Das sind zum einen notwendige für den technischen Betrieb. Zum
anderen Cookies zur komfortableren Benutzerführung, zur verbesserten
Ansprache unserer Besucherinnen und Besucher oder für anonymisierte
statistische Auswertungen. Um alle Funktionalitäten dieser Seite gut
nutzen zu können, ist Ihr Einverständnis gefragt.
Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Notwendige | Komfort | Statistik
Bitte wählen Sie aus folgenden Optionen: