Die starke Zunahme des Haus- und Gewerbemülls in den letzten 15–20 Jahren und die sie begleitende organisatorisch und logistische Wandlung, die zur Entsorgung dieser Menge nötig wurde, haben eine neue Phase der Abfallbeseitigung eingeleitet, die zum Bestandteil von überregionalen Entscheidungen geworden ist. Hier wird ersichtlich, daß die Entsorgung der entstandenen Müllmenge nicht durch Einführung einer bestimmten, zumal einseitigen, Methode möglich ist. Allein die Vielfalt der Materialien in kommunalen Abfällen, bedingt differenzierte Entsorgungsmethoden. Somit ist das Rotteverfahren keine Alternative zur thermischen Behandlung (Zeschmar, Lahl, 1996), (Blume:, 1996); eher ein komplementäres Verfahren (Spillmann, 1993, 1994), das die Verbrennung der Materialien, die nicht verrottbar, aber zur Gewinnung der Energie geeignet sind, einschließt.
Eine grobe Analyse des Mülls zeigt, daß er in mehrere, unterschiedliche Fraktionen unterteilt werden kann: Materialien mit organischem Ursprung und Materialien, die als Energieträger infrage kommen und demzufolge als solche auch zur Rückgewinnung der potentiellen Energie behandelt werden müssen, und eine dritte Fraktion – Mineralien – (Asche und bauschuttähnliche Abfälle), die mit den Resten der ersten Fraktion deponiert werden können. Gemäß dieser Unterschiede sollte auch die Behandlung der angefallenen Abfälle vorgenommen werden. Dies bedeutet zunächst durch biologische Behandlung der Abfälle deren organischen Anteil zum größten Teil in den Kreislauf der Natur zurückzubefördern und anschließend nach Abtrennung des Anteils, der noch Energieträger ist, thermisch zu behandeln und die Endprodukte aus der Verrottung, die humifizierten und mineralisierten Stoffe mit Materialien, die weder verrottbar und noch verbrennbar sind, nach mehrmaliger Benutzung als Abdeckmaterial endzulagern. Mit anderen Worten: Bei der Einführung des integrierten Verfahrens würde durch Vorschaltung einer mechanisch-biologischen Behandlung der Bioabfälle eine Umwandlung der organischen Substrate in sehr stabile Huminstoffe erzielt. Dies bedeutet die problemlose Integration dieser Produkte in die Natur. Darüber hinaus würde die Vorschaltung des erwähnten Verfahrens, vor der thermischen Behandlung, eine Reduktion um 2/3 der zu verbrennenden Abfallmengen bedeuten.
Die Stofftrennung nach einer biologischen Vorbehandlung wurde bereits im Landkreis Nieburg/Weser (Spillmann, 1994) vorgenommen und somit ausprobiert. Der genannte Verfasser in o. g. Arbeit beschreibt detailliert die einzelnen Trennungsvorgänge und zeigt, daß nach weitgehendem biochemischen Abbau der Abfälle die schadstoffbezogenen Eluat-Grenzwerte der TA Siedlungsabfall mit großem Abstand unterschritten werden können. Die vorliegende Arbeit ist Resultat von über 15jähriger Forschung unter betriebsüblichen Verhältnissen in der Deponie Stadt Schwäbisch Hall (mehr als 30 000 Betriebsstunden) und zeigt die Möglichkeiten auf, das Ziel zu erreichen. Beim SHA-Verfahren wurde durch Intensivierung des Rotteprozesses, bedingt durch technische Verbesserungen und biologische Optimierung die Rottezeit auf 4–6 Monate verkürzt. Da die aufgesetzten Mieten mit einer Schicht, die aus gereiften und geretteten Mieten gewonnen wird und noch nicht mineralisierte und humifizierte organische Substanzen enthalten kann, abgedeckt werden (Biofilter], wird die Möglichkeit geschaffen, die organischen Materialien solange in den Rotteprozeß einzubinden, bis sie dann bei den nächsten Zyklen total abgebaut sind. Somit ist die Rottezeit bei konstantem Flächenbedarf solange verlängert, bis die gesamte Organik mineralisiert. Es ist ersichtlich, daß dadurch keine Behandlungszeit von über einem Jahr (Zechmar und Lahl, 1996) benötigt wird. Durch diese Verkürzung der Rottezeit wird auch nur 1/3; der ursprünglichen Fläche benötigt.
Der Biologie der Abfallfauna und ihrer Veränderungen im Laufe der Optimierung des Rotteverfahrens ist wegen ihrer herausragenden Bedeutung eine gesonderte Arbeit gewidmet (Stein, Haschemi, in Vorbereitung).
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1863-9763.1998.08.02 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1863-9763 |
Ausgabe / Jahr: | 8 / 1998 |
Veröffentlicht: | 1998-08-01 |
Seiten 502 - 511
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